Samstag, 18. / Sonntag, 19. Januar 2014, 20.00 Uhr, Gare du Nord Basel
In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik der FHNW/Musik Akademie Basel
Emmanuel Nunes (1941-2012): Nachtmusik I für fünf Instrumente (1977-78/1995)
Helmut Lachenmann (*1935): "...zwei Gefühle...", Musik mit Leonardo für zwei Sprecher und Ensemble (1992)
Leitung: Jürg Henneberger
Sprecher: Lucas Rössner, Matthias Würsch
Flöte, Altflöte, Piccolo: Christoph Bösch
Bassflöte: Anja Brezavscek (hsm)
Oboe, Englischhorn: Petar Hristov
Bassklarinette, Kontrabassklarinette: Toshiko Sakakibara
Bassklarinette: Dana Barak (hsm)
Kontrafagott: Felix Knarozovskij
Trompete: Nenad Markovic, Max Asselborn (hsm)
Posaune: Michael Büttler
Tuba: Christoph Moor
Schlagzeug: Daniel Buess, Bastian Pfefferli (hsm)
Gitarre: Maurizio Grandinetti
Harfe: Consuelo Giulianelli
Klavier: Helena Bugallo
Violine: Friedemann Treiber, Momoko Kawamoto (hsm)
Viola: Jessica Rona, Diana Alexandru (hsm)
Violoncello: Beat Schneider, Matthieu Gutbub (hsm)
Kontrabass: Aleksander Gabrys
Emmanuel Nunes' halbstündiges Quintett Nachtmusik I ist 1977-78 entstanden und 1995 revidiert worden. Nunes hat für die spätere Fassung insbesondere die elektronische Ringmodulation gestrichen und durch eine modernisierte Live-Elektronik ersetzt, diese aber ad libitum deklariert. Gleichzeitig eröffnet (und schliesst) sich mit dem Werk der zweite der Zyklen, in die Nunes sein Werk einteilt: La Création. Den Wer- ken des Création-Zyklus ab 1977 legt Nunes rhythmische Prinzipien zugrunde, die sich einheitsstiftend aber andererseits auch transformativ genug erweisen, den Stücken individuelle Struktur und Klanglichkeit zu geben. Für die Nachtmusik-Werkgruppe kommt das Prinzip von Tonpaaren hinzu, wobei sich Nunes auf eine Auswahl von acht Tönen beschränkt (C - Cis - D - Dis - F - Fis - B - H).
Was bei Nunes eher strukturell zu erschliessen ist, zeigt sich in Helmut Lachenmanns ...zwei Gefühle... (1992) von Beginn an ausgesprochen: zwei Sprecher dechiffrieren einen kurzen Text von Leonardo da Vinci, der sich dem Verlangen nach Erkenntnis und Ordnung in einer Welt chaotischer Formen und Massen widmet. Leonardo schliesst mit einem eigenen Höhlengleichnis: "Als ich aber geraume Zeit verharrt hatte, erwachten plötzlich in mir zwei Gefühle: Furcht und Verlangen. Furcht vor der drohenden Dunkelheit der Höhle, Verlangen aber mit eigenen Augen zu sehen, was darin an Wunderbarem sein möchte". Die beiden Sprecher bezeichnet Lachenmann als "ergänzende Bewusstseins-Hälften eines imaginären Wanderers" - und er denkt dabei durchaus auch an den Komponisten des Hay que caminar, in dessen Haus auf Sardinien Lachenmann (ein Jahr nach Luigi Nonos Tod) wesentliche Teile des Stückes verfasste. Die Auseinanderset- zung mit dem Text Leonardos hat Lachenmann fünf Jahre später in der Oper Das Mädchen mit den Schwefelhölzern zentral wieder aufgegriffen.
Die "mediterrane Klanglandschaft in unwirtlicher Höhe" (Lachenmann) holt in ihrem Pendeln zwischen Ver- langen und Furcht ganz andere Gefühlspartikel, Gesten und Klänge ans Licht als die Nachtmusik von Emmanuel Nunes. Aber das ist nur eine schöne Polarität mehr in diesem Programm-Spiel mit Dualitäten und Gegenüberstellungen.
André Fatton
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